Fahrradtour München – Rom 2011 Im September 2011 habe ich eine Transalp-Tour mit einer Verlängerung nach Rom durchgeführt. Ziel war, in einem überschaubaren Zeitraum von circa 10 Tagen die komplette Strecke mit etwa 1.000 km Länge in nicht allzu anstrengenden Tagesetappen abzufahren. Die Tour führte über den Brenner und das Tibertal. Wobei zwangsläufig zwischendurch die Po-Ebene zu "überwinden" ist. De facto beginnt die Tour in Oberhaching, wo ich wohne. Ich schenke mir somit die 15 km von der Stadt heraus durch den Perlacher Forst, die ich eh gut kenne. Am Ende kommen brutto ja auch ein paar Kilometer mehr heraus, weil man sich üblicherweise gelegentlich verfährt oder ein paar Zusatzkilometer Umwege nimmt, um in ein Örtchen zu kommen – aus welchen Gründen auch immer (anschauen, Pause machen). Die Kilometerangaben der Planroute rechnen also ab Oberhaching.
Ich habe mit Hilfe eines Routenplaners einen Tourenplan erstellt, um eine einigermaßen genaue Vorstellung von der zu erwartenden Streckenlänge zu bekommen; weil ich den Zeitplan von 9 Tagen einhalten und vorher eine gute Idee von den Tageszielen bekommen möchte. Praktisch wähle ich aber im laufenden Verkehr die Route aus und halte mich nicht exakt an die vorausgedachte Tour. Auch das Wetter zwingt gegebenenfalls zu Planänderungen. Deshalb habe ich kein Hotel im Voraus gebucht. Erster Tag, Freitag, 02.09.11 - zum Fuß des Brenner Am ersten Tag geht es über die B13 nach Holzkirchen. Von dort über die parallele Landstraße der B318 über Oster- und Oberwarngau sowie Wall ins Mangfalltal bis Gmund. Die viel befahrene Straße um den Tegernsee lässt sich nicht vermeiden, bietet aber auch eine gute Gelegenheit für eine erste Cappucino-Pause, die sich gleich zur Wiener Schnitzel-Mittagspause entwickelt. Gut so, denn auf der Weiterfahrt ab Kreuth beginnt es zu tröpfeln, was sich langsam aber sicher zum leichten Regen auswächst. Da wir (ich fahre die ersten drei Etappen mit meinem Schwager) gut warm gefahren sind, ist es kein Problem. Am Achenpass wird es aber ordentlich nass, weswegen wir uns an einer Scheune am Straßenrand eine Zeitlang unterstellen, bis der Regen nachlässt. Allerdings begleitet uns der Regen weiter und wird gelegentlich wieder stärker, weshalb sich beim Gasthaus „Marie“ dringend eine Cappucino-Pause anbietet. Sooo schlecht sollte das Wetter heute eigentlich nicht sein. Sei’s drum: es muss besser werden. Und ab Achenkirch war es dann wirklich trocken. Dort haben wir den gut ausgebauten Radweg entlang des Sees genommen. Ab Buchau kam die Sonne heraus. Und die Abfahrt auf der Bundesstraße nach Wiesing – ein echtes Abfahrtserlebnis – hat so einiges der feuchten Klamotten trocken gelegt. Über Jenbach haben wir einen Großteil des Inntalradweges benutzt, der aber streckenweise nicht asphaltiert, obgleich auch mit dem Rennrad eingeschränkt gut befahrbar ist. Etappenziel war Schwaz. Wir sind aber etwas weiter gefahren bis Kolsaß (Weer), um näher an den Fuß der Brennerpassstraße zu kommen. Übernachtet haben wir dort im empfehlenswerten Hotel Rettenberg (mit Pool und guter Küche). Nicht alle Klamotten waren bis zum Hotel getrocknet. So war Wäschewaschen angesagt; Schuhe mit Toilettenpapier stopfen und trocknen nachhelfen. Zweiter Tag, Samstag, 03.09.11 - Brixen Der Anlauf zur alten Brennerpassstraße, der sog. Römerstraße, ist mit 12 km im Inntal zum Warmfahren ganz passend. In Hall geht es über den Inn und von dort (an der Autobahn entlang) Richtung Ampass den Berg hinauf. In der Tat geht es gleich unten schon kräftig steil zur Sache; man macht gleich ein paar ordentliche Höhenmeter. In Lans biegt man zunächst rechst und dann kurz dahinter rechtwinklig nach links ab. Die Patscherkofel-Seilbahnstation wird passiert und nach ein paar Wellen mit mittleren Anstiegen kommt man bei Ellbögen bereits auf grob die Hälfte der Höhenmeter bis zum Brennerpass. Empfehlenswert ist das Wiener Schnitzel beim Neuwirt in Ellbögen – auch als Gelegenheit zur Mittagspause. Bis Matrei geht es ohne nennenswerten Anstieg weiter auf der alten Römerstraße, wo man kurz hinter dem Neuwirt an der linken Straßenseite ein altes Römerstraßenrelikt bewundern kann. Ab Matrei lässt sich die Brennerbundesstraße mit deutlich mehr Autoverkehr nicht vermeiden. Ab hier geht es dann auch in Abschnitten von Höhenmetern bis zum Pass hinauf (signifikant vor und hinter Gries). Bei Gries treffen wir auf einen Wanderer, der denselben Weg über den Brenner wie wir ‚auf Goethes Spuren‘ zu Fuß zurücklegt – Respekt. Der Brenner-Grenzort ist mittlerweile von modernen Outlet-Stores entstellt und hat sein ehemaliges Grenzübergangsflair mit ersten italienischen Eindrücken fast komplett eingebüßt. Trotzdem muss eine ordentliche Cappucino-Pause her, bevor es die Passstraße nach Sterzing hinunter geht. Das ist man der erreichten Passhöhe schuldig. Auch wenn es „nur“ 1370 m.ü.d.M. ist. Die Abfahrt ist wieder eine ganz geniale, weil: breite Straße (zwar mit Autoverkehr, bei der eigenen Geschwindigkeit von über 50 km/h aber kein Problem) und nur zwei Haarnadelkurven; also: richtig laufen lassen. Vorsicht aber in den Örtchen! Die Durchfahrten teils mit Kopfsteinpflaster. Ab Sterzing gibt es zwar den Eisack-Radweg, der aber für Renner unpraktisch ist (Nachtrag: der soll jetzt gut ausgebaut sein. Sei’s drum: zügige Abfahrten fahre ich doch lieber Straße). Wir bleiben auf der Staatsstraße und geben Gas – bis Brixen. Zwischendurch gelegentlich wieder ein paar tolle Abfahrten; vor allem die paar letzten Kilometer vor Brixen (hinter dem Pustertal-Abzweig). Zum Glück hatten wir nur wenig Gegenwind. Der kann hinter Sterzing auf der teils relativ flachen Strecke auch unangenehm werden (das ist vermutlich der Wind, der vom Gardasee kommend gelegentlich auch durch das Etschtal und weiter durchs Eisacktal nach Norden bläst). Brixen bietet eine ganze Reihe von Hotels, weshalb wir auch von unserem Etappenziel Waidbruck (Ponte Gardena) abgewichen sind. Wir können das Goldene Kreuz empfehlen. Wetter heute: traumhaft, auch warm, bis zu 26 Grad (alle Temperaturangaben zu Vergleichszwecken „im Schatten“, was ja beim Radfahren nicht so häufig vorkommt, außer gesondert vermerkt). Dritter Tag, Sonntag, 04.09.11 - Trient Heute wieder Wetter bedeckt mit der möglichen Aussicht auf Feuchtigkeit von oben; zunächst aber trocken und gut temperiert. Bis kurz vor Bozen (ca. 8 km) in Blumau nehmen wir wieder die Staatsstraße. Es geht flotter; sonntags früh ist wenig Verkehr und man kann einfach richtig gut laufen lassen. In Blumau geht parallel zur Straße der Eisackradweg ab, der sich hier anbietet, um auch hernach gut und schnell durch Bozen zum Etschradweg zu kommen. Aber der Radweg hat hier seine Tücken. Er ist relativ schmal; und es gibt etwas mehr Verkehr; dazu einige Kurvenpassagen mit Unterführungen. Ich weiß schon, warum ich Radwege nicht so gerne mag; man kommt nicht so flott voran wie auf der Straße; und dieser hier hat nicht einmal den Vorteil einer netten Strecke. Ab Bozen beginnt es nasser zu werden; erst tröpfelt es; dann ist der Radweg nass; und spätestens dann werden auch die Schuhe wieder nass. Gelegentlich hat es etwas mehr geregnet und wir mussten wieder die Nässeschutzfolien über die Rucksäcke ziehen. Zwischendurch trocknete es wieder ab. Auf dem Etschradweg kommt man auch zu zweit nebeneinander mit dem Rennrad hervorragend voran – der ist wirklich zu empfehlen. Nur gelegentlich trifft man auf kleinere Gruppen von Ausflugs- und Tourenradlern (mit deutlich niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeiten im reziprok proportionalen Verhältnis zum Alter der Reisenden – dabei sind viele tatsächlich in meinem Alter oder nur knapp darüber).
Das Hotel Venezia direkt an der Piazza Duomo liegt ganz toll und hat den Charme, dass es Zimmer ohne Bad und Toilette, nur mit Waschbecken, gibt – mal ein ganz anderes Erlebnis und mit 42 €uro für das Einzelzimmer angemessen preiswert. Die Lage ist natürlich „primär“. [alle Übernachtungspreise übrigens inklusive Frühstück sofern nicht anders angegeben] Vierter Tag, Montag, 05.09.11 - zum Po Das Wetter beginnt heute wieder bedeckt; allerdings mit deutlich geringerer Aussicht auf Feuchtigkeit von oben; trotzdem warte ich etwas ab (ab hier fahre ich alleine), weil ich dem Frieden nicht traue. Tatsächlich tröpfelt es zwischendurch noch etwas, bleibt aber im Grunde trocken. Ab Rovereto lasse ich Regen hinter mir. Um Kilometer zu machen, fahre ich über die gut ausgebaute SS12, die ab 10 km hinter Trient deutlich weniger und ab kurz hinter Rovereto fast gar keinen Verkehr mehr hat. Um den Rückstand aufzuholen, liegt heute nämlich eine gut 140-km-Etappe bis Ostiglia vor mir, und ich weiß noch nicht, wie weit mich (der gefürchtete) Gegenwind in der Po-Ebene behindern wird. Für die „Straßenetappe“ wird man bei Ceraino mit dem beindruckenden Etsch-Durchbruch entschädigt, den man als Italienfahrer auf der Autobahn überhaupt nicht kennt und ihn auch nicht findet, wenn man der Radroute der Via Claudia folgt, die einem noch dazu zusätzliche Höhenmeter abfordert. In Domegliano biegt man nach rechts Richtung Arce ab, wenn man Verona umgehen möchte. In Arce geht es über eine nette Brücke über die Etsch hinüber nach Bussolengo, das einem einige (ca. 50) Höhenmeter am Steilufer abverlangt.
Das Tagesziel Ostiglia am Po (gleichzeitig Ende der Via Claudia bzw. des gleichnamigen Radwegs) liegt nicht so schön, wie man sich das vorstellen mag: Das Flussufer ist durch einen Damm eingegrenzt, das noch dazu mit einer enorm dicken Pipeline und einem Kraftwerk belegt ist. Empfehlenswert ist aber das Hotel Cioè, das nicht nur einen freundlichen Inhaber sondern auch eine gute und preiswerte Küche hat. Das Touristenmenü kostet 11 € und wird seinem Namen erfreulicherweise nicht gerecht: es war wirklich gut! Das Hotel wird mit Passion geführt. Da ist das Einzelzimmer zu 38 €uro wirklich preiswert. In Ostiglia hatte ich also die fehlenden Kilometer des Vortages wieder aufgeholt und war wieder ‚im Plan‘. Die Etappenlänge war mit 147 km deutlich über Plan; aber mit einem Schnitt von knapp 25 km/h kein Problem. Auch auf dieser Etappe habe ich nicht den „offiziellen“ Via Claudia Radweg benutzt, weil er im Vergleich zur Straße Umwege erfordert und vor allem streckenweise nicht asphaltiert ist; abgesehen davon, dass er mangels guter Beschilderung auch nicht leicht zu orientieren ist; selbst wenn man den Radwegführer dabei hat.
Fünfter Tag, Dienstag, 06.09.11 - in der Po-Ebene nach Lugo Weiter also in der flachen Po-Ebene, mit schlecht ausgeschilderten Straßen und vor allem enorm schlechtem Straßenzustand. Verabschiedet euch von ehemals guten italienischen Straßen. Solche Straßen gibt es in Deutschland nicht – zumindest nicht in der Masse; und zumindest nicht in Oberbayern, wo ich 90% meiner Touren drehe. Solche Straßen habe ich auch bei den Transalps an die Adria nicht erlebt. Dabei war die Po-Ebene nicht mal das Schlimmste: das kam erst noch.
Hier die Strecke in Kurzfassung ab Ostiglia nach Lugo (nördl. Faenza): Magnacavallo, Santa Croce, Malcantone, Bondeno, Pte. D. Rodari, Vignarano, Coronella, Poggio Renatico, Alberino, Molinella, Portonovo, Conselice, Zeppa, Ca’ di Lugo, S. Agata, Lugo. Lugo überrascht mit einer Festung mitten im Ort und einer barocken Stadtanlage, dem Pavalgione. Ein Grund, mitten in der Stadt zu übernachten. Die **** Sterne im Ala d’Oro sind mit 64 €uro erschwinglich – und angenehm komfortabel in einem alten Palais mit großen Zimmern. Allerdings gibt es in der Stadt kaum Restaurants. Das kommt öfter vor; es gibt mengenweise Cafés, aber sehr sehr wenige Restaurants, wenn überhaupt. Man verhungert aber nie. Zu Essen gibt es immer irgendwo etwas. Lediglich die Auswahl ist dann beschränkt. Auch für Zwischendurch-Pausen gibt es überall Cafés, selbst in kleineren Dörfchen; das gilt für ganz Italien. Und ein paar Tramezzini oder Brioche gibt es zum Einführen von Kohlehydraten immer. Sechster Tag, Mittwoch, 07.09.11 - in den Apennin Von Lugo aus soll es so weit wie möglich über Nebenstraßen gehen, um die stark befahrene Via Emilia möglichst zu vermeiden. Deshalb geht die Fahrt über Cotignola, südlich Russi vorbei, über Prada nach San
Auf 6 km lässt sich die Via Emilia nicht vermeiden; es sei denn, man mag gute 200 Höhenmeter über das beeindruckend liegende Bertinoro mitnehmen – oder weicht nochmals nördlich über Provezza aus. Ich wollte beides nicht. Leider hat die N9 nicht einmal einen Randstreifen. Man fährt am besten auf der weißen Linie und
Mein Tagesziel war Verghereto. Da sich die Mehrzahl der gut 800 zu nehmenden Höhenmeter aber auf die letzten 15 Kilometer beschränken, war der Anstieg nach Bagno di Romagna (402 m) schon anstrengend genug. Außerdem vermute ich in Verghereto – wenn überhaupt – nur ganz wenige Unterkünfte und bleibe deshalb lieber im Thermalbad mit guter Hotelauswahl. Das war richtig. Auch wenn die Fahrt auf den letzten Kilometern bis Bagno teils angenehm schattig verlief (Ankunft gegen 18 Uhr) war der Anstieg anstrengend genug. Hotels gibt es dort genügend. Ich kann Al Tiglio für 50 €uro empfehlen. Das Restaurant bereitet trotz des Kur-Massen-Eindrucks eine hervorragende und vor allem reichliche Küche. Siebter Tag, Donnerstag, 08.09.11 - durchs Tiber-Tal bis Perugia Mein Plan, den letzten Anstieg zum Pass am Morgen bei kühleren Temperaturen zu nehmen, war gut. Teils auch hier wieder schattigere Passagen. Verghereto ist in der Tat ein kleines Dorf. Ob es Übernachtungsmöglichkeiten gab, habe ich nicht erfragt. Aber auch Verghereto war noch nicht der höchste Punkt. Trotzdem gab es hier und auch im weiteren Verlauf der Strecke ein paar tolle Aussichten ins Tal. Nach einer netten Zwischenabfahrt kam der eigentliche Schlussanstieg auf den 853 m N.N. hohen Valico di Montecoronaro. Die Abfahrt vom Pass war natürlich sehr angenehm. Die Strecke relativ gut befahrbar. Erst hinter dem Abzweig nach Balze wurde die Strecke schrecklich. Ein Straßenschild verbietet Durchgangsverkehr – wie sich dann zeigt aus gutem Grund. Die Abfahrt ist nicht wirklich Spaß. Immerhin, es geht bergab. Aber man muss sehr auf Löcher im Straßenbelag aufpassen. So geht es mindestens bis Valsavognone. Erst auf dem letzten flacheren Stück wird die Straße wieder besser. Hinter Pieve Santo Stefano nehme ich um den Lago di Montedoglio herum die Nebenstraße über Baldignano. Bis San Pietro in Villa (vor Sansepolcro) geht die Straße in Wellen mit immer wieder leichten, aber problemlosen Anstiegen. Danach wird die Strecke durchgehend flacher mit nur noch gelegentlichen kleineren Steigungen. Ich nehme die Landstraße zur parallel verlaufenden vierspurigen Schnellstraße SS3bis (die heißt wirklich so) über Umbertide Richtung Perugia. Teilweise (z.B. bis Citta di Castello) geht es durch durchgehend bewohntes Gebiet. Der Autoverkehr ist entsprechend dichter, aber durchweg problemlos zu fahren. Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Italiener deutlich mehr Rücksicht auf Radler nehmen als wir es in Deutschland kennen. Einige Kilometer vor Perugia kürze ich nach Ponte Pattoli ab, wo es über eine steinerne Tiberbrücke auf eine Nebenstraße geht. In Ponte Felcino „am Fuße Perugias“ frage ich nach einem Hotel, weil mir die knapp 300
Achter Tag, Freitag, 09.09.11 - Giove Dieser Tag sollte der heißeste der ganzen Tour werden, weshalb ich mich noch mit einer 30er Sonnencreme versorgt habe. Die Orientierung auf einer möglichst kurzen Strecke bis zum ersten Etappenziel Marsciano war gar nicht so einfach. Das Tibertal ist unterhalb Perugias dicht besiedelt mit vielen Straßen aber nur wenigen
Neunter Tag, Samstag, 10.09.11 - bis zum Ziel: Piazza Navona Die Abfahrt von Penna in Teveriana aus: „ausnahmsweise“ mal wieder eine gute Straße mit einer tollen Abfahrt.
Ich bin von Monterotondo Scalo aus über die SS 4 (Via Salaria) bis nach Rom hinein gefahren. Sie führt zweispurig mit sehr viel Autoverkehr bis zur Autobahnanschlussstelle der A1 „Settebagni“; von dort vierspurig mit einem wirklich breiten Randstreifen, sodass es zum Radfahren eigentlich gar kein Problem ist. Im Gegenteil: Man kann neben den Autos mit einem ordentlichen Durchschnitt bis mitten in die Stadt „rasen“. Tourenfazit Die Tour war anstrengend aber insgesamt gut bewältigbar. Bei besserem Trainingsgrad hätte ich die Tour vielleicht auch in acht Tagen schaffen können. Aber man muss es ja nicht zwingen; schließlich ist es Urlaub. Extrem ist, die Tour in fünf Tagen zu schaffen, wie mir Bekannte berichtet haben (die aber zu Dritt und als gut Vierzigjährige unterwegs waren). Von denen habe ich die Idee übernommen, über den Valico di Montecoronaro bei Verghereto durchs komplette Tiber-Tal zu fahren, was mutmaßlich mit deutlich weniger Höhenmetern auskommt als die Strecke durch die Toskana, die ich vom Auto her kenne (Bologna – Florenz – Orvieto). Der etwas weitere Weg bis kurz vor Cesena in der Emilia macht dagegen weniger aus. Wer mehr Besichtigungen machen möchte oder zum Beispiel in Perugia selbst übernachten möchte, muss entweder etwas fitter sein als ich es war oder vor allem mehr Zeit einplanen. Wie viel mehr Zeit man braucht, hängt entscheidend davon ab, wo man wie viel Zeit für Besichtigungen einplanen möchte. Die Zeit addiert sich linear. Ich habe bewusst größere Städte ausgespart, wie Verona und Ferrara, die am Weg lägen. Ich kenne beide; und für sinnvolle Besichtigungen braucht man mehr Zeit als nur eine einfache Durchfahrt, zumal man in Städten auch deutlich weniger als einen 25er Schnitt fährt, was zusätzlich Zeit kostet. Trotz allem habe ich zwischendurch auf den Etappen auch den Gedanken gesponnen, warum ich mir das eigentlich antue. Dies insbesondere auf den teils eklatant schlechten Straßenabschnitten. Ich glaube, solche Zweifel entspinnen sich aber bei allen vergleichbaren Anstrengungen. Am Ende hat der „Siegeswille“ den Ausschlag gegeben. Schließlich gab es eine Menge toller Etappenabschnitte zu fahren und einiges zu erleben; und das verteilt über die gesamte Strecke. Die schlechte Straßenqualität ist einiger besonderer Bemerkungen würdig. Instinktiv empfinde ich: „Das eine Mal muss reichen.“ Es war ein tolles Erlebnis, aber nochmals, auch über eine alternative Route über garantiert vergleichbar schlechte Straßen nach Rom brauche ich nicht. Vielleicht mal nach Florenz über die Strecke von Bologna aus über den Passo di Raticosa (968 m), wo mich aber aller Voraussicht nach ähnliche Straßenrumpel begleiten werden. Begonnen haben die schlechteren Straßen in der Po-Ebene, hauptsächlich auf den kleinen Nebenstraßen. Der Asphalt ist vor allem auf der Spur der rechten Autoräder rissig. Meist bleibt dann ein schmaler Streifen ganz rechts, häufig gerade mal auf dem weißen Markierungsstreifen. Stellenweise oder auch streckenweise werden die Risse im Asphalt von Schlaglöchern und deren regelmäßig unprofessionellen Ausbesserungen durchzogen, was es überhaupt nicht besser macht. Und auch der weiße Randstreifen ist gelegentlich gefährlich löchrig. Schlechte Passagen dauern bisweilen kilometerlang und werden dann erholungsweise von einigen zehn oder zwanzig (ja, in Worten 10 oder 20), bestenfalls mal hundert Metern echter Ausbesserung unterbrochen. Eine Garantie für gute Straßen sind nicht zwangsläufig die Strade Statale (SS; entsprechend den deutschen Bundesstraßen). Auch die sind gelegentlich sehr löchrig.
Angesichts dieser schlechten Streckenverhältnisse kann ich nur empfehlen, gezielt über die Benutzung eines Trekkingrades mit Federung nachzudenken. Allerdings wird das auch nicht alle Rüttelprobleme ausschalten sondern höchstens etwas mildern. Vorteile des Rennrads sind das deutlich geringere Gewicht, die Möglichkeit, zügiger dahinzufahren. Gelegentlich bietet sich schon an, in Rennhaltung mal den einen oder anderen Kilometer abzuspulen und „Kilometer zu machen“ – das macht ja auch Spaß, wenn man es mag; und mehrere Griffvarianten zu haben, damit man keine oder zumindest weniger Taubheitsprobleme in den Händen bekommt. In allen Hotels bzw. Unterkünften konnte ich mein Rad in sicheren Gewahrsam geben. Die Rezeptionisten sind da immer sehr hilfreich; meistens sogar unaufgefordert. Über die Streckenhinweisbeschilderung hatte ich mich ja bereits ausgelassen. Dies muss durch eine Information zu Entfernungsangaben ergänzt werden. Der geneigte Radreisende, der ja eher auf einigermaßen genaue Entfernungsangaben angewiesen ist als der Autofahrer, muss sich auch hier auf Überraschungen einstellen. Es kann gut vorkommen, dass man nach einem Hinweis „22 km“ ein oder zwei Kilometer fährt und auch der nächste Wegweiser wieder „22 km“ anzeigt. Man wundere sich aber nicht, dass dann nach drei Kilometern „26 km“ bis zur selben Ortsangabe wie vorher angezeigt werden (ich zitiere ein lebendes Beispiel, kann mich aber nicht mehr an den Ort erinnern). Etwas verlässlicher sind die Angaben in den Karten. Aber selbst diese haben augenscheinliche Fehler. Hinzu kommt, dass die 200.000er Karten ja auch nicht jede Kurve anzeigen (was man auch als Autofahrer weiß). Hier noch abschließend die Etappenstatistik mit ein paar Detailangaben, die Interessierte möglicherweise gerne als Referenz verwenden möchten.
Résumé Eine empfehlenswerte, anstrengende, aber gut bewältigbare Tour mit hohem Erlebniswert und einer Menge zu Erzählen. Komplette Bildershow Die vollständige Show aller Bilder finden Sie hier. Radtour Packliste
|