Bundesstraße 3 - September 2019

Einführung - Warum Bundesstraße 3?

Die Frage müssen wir ambivalent beantworten. Es gibt zwei praktische Gründe. Warum überhaupt Bundesstraße? Und warum gerade die 3? Die Antwort zur ersten Frage beginnt 1939. Aus dem Jahr stammt eine ‚Straßenzustandskarte von Deutschland‘, die mir mein Vater vermacht hat. Ich bekam sie in den 60er Jahren in die Hände. Meiner Geografie-Begeisterung zufolge, damals hieß das noch Erdkunde, und ich war vielleicht gerade aufs Gymnasium gekommen, habe ich die Karte mit eifrigem Interesse studiert. Ich kann heute noch stundenlang Landkarten und Atlanten, heute auch in elektronischer Form als Google- oder sonstige Maps studieren. Ich lese sie wie Bücher und entdecke immer wieder Neues. Das Faszinierende an der Reichsstraßenkarte waren für mich die Straßennummerierungen. Damals hießen die nummerierten Straßen noch Reichsstraßen. Mehr dazu noch später. Ich verfolgte also „mit dem Finger auf der Landkarte“ die nummerierten Straßen und entdeckte, dass die niedrigen Nummern sich praktisch durchs ganze Reichsgebiet ziehen. Je höher die Nummern werden, umso kürzer sind die Verläufe. Und damals erkannte ich, dass die Nummern auch heute in der Bundesrepublik noch gültig sind. Man hat nach dem Krieg – der Leser weiß, welchen ich meine, die Alten sag(t)en das ‚immer noch‘ so – die Nummerierung für die Bundesstraßen beibehalten. Ich fand so zum Beispiel die Bundesstraße 229, die quasi vor meiner Haustür vorbei durch meine Geburtsstadt Lüdenscheid führt; und von dort nach Remscheid, wo meine Großeltern wohnten. Die bin ich dann auch oft genug gefahren (worden). Nun hat sich diese geografische Neugierde nach den Menschen verbindenden Trassen im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Hinzu kam ein sich entwickelndes Interesse an Geschichte im Allgemeinen. Und hinzu kommt heute der quasi unerschöpfliche Fundus an Wissenszugriff im Wohnzimmer, was wir seit gut zwanzig Jahren als Internet bezeichnen. Meine Forschungen auf der Landkarte kann ich mit Lesen im WorldWideWeb systematisch erweitern und vertiefen.

1990 fand ich auf einer USA-Reise ein Buch, das quasi als Reiseführer die interessanten Punkte entlang der US-Interstates beschreibt. Die Interstates haben ja auch eine intelligente Nummerierung. Unter anderem dieses Buch hat mich dann animiert, die Idee zu verfolgen, in Deutschland die Bundesstraßen abzufahren. Aber sie nicht einfach nur abzufahren, sondern auch ihre Originaltrassen zu finden, weil die heutigen Bundesstraßen an vielen Stellen über neu gebaute Umgehungsstraßen geführt werden. Zum Thema alte Originaltrassen auch noch mehr später.

Nun zur zweiten Frage, warum genau die 3? Zunächst schicke ich voraus, dass ein vergleichbares Buch wie zu den US-Interstates für deutsche Straßen nicht zu finden ist, weder für die Autobahnen noch für Bundesstraßen. Meine Frau fand dann als Geburtstagsgeschenk wenigstens dies über die B3: Wolfgang Groeger-Meier, Lockruf des Südens, Unterwegs auf der Bundesstraße 3; Wiesbaden, 2019. Und da wir noch ein paar Tage Urlaub gut gebrauchen konnten, fiel schnell die Entscheidung, diesem Lockruf zu folgen. Fangen wir also mit der B3 mal an. Und so landeten wir in Buxtehude zum Start. Um es vorwegzunehmen: Die B3 verläuft längs durch Deutschland und beginnt südwestlich von Hamburg und endet kurz vor Basel an der deutsch-schweizerischen Grenze in Weil am Rhein. Warum sie nicht nach Hamburg geht und eigentlich nicht einmal in Buxtehude selbst, einer alten, inzwischen auch offiziell als Hansestadt bezeichneten Handelsstadt, beginnt oder endet, hat sich uns noch nicht erschlossen.

Nun kann man noch darüber diskutieren, ob die Straße in Nord-Süd-Richtung oder doch eher in Süd-Nord-Richtung verläuft. Gemeinhin orientiert sich der Mensch von oben nach unten. Wir werden aber im historischen Teil noch sehen, dass man das bezüglich dieser Straße auch genau anders herum sehen kann. Zumindest haben wir diese Route gewählt, weil auch Groeger-Meiers Beschreibung diese Richtung verfolgt. Er stammt nämlich aus der nördlichen Gegend, weswegen ihn der Süden gelockruft hat. Uns, wohnhaft in München, war es letztlich egal, in welcher Richtung wir die Straße abfahren. Zumindest ist das Finden alter Originaltrassen mit Groeger-Meiers Beschreibungen leichter gewesen. Wobei: Groeger-Meier hat mehr eine Erlebnisbeschreibung geliefert, die weniger eine „wissenschaftliche“ Trassenbeschreibung enthält. Deshalb hat er nur punktuell interessante Originale referenziert. Diese Dokumentation – Name ist Programm – möchte den originalen Trassenverlauf so lückenlos wie möglich darlegen. Erlebnisse wird der Leser hier deshalb weniger finden. Dazu empfehlen wir wirklich das lesenswerte Buch; und vor allem eigene erLeb-nisse. Wir werden auch immer wieder auf das Buch verweisen. Insofern liest sich diese Beschreibung eher etwas nüchtern, ist aber an einigen Stellen mit ein paar interessanten Perspektiven angereichert.

Auf der Suche nach der möglichst originalen alten Trasse
Ziel der Reise war wie gesagt nicht, die B3 einfach abzufahren; das wäre ja wirklich einfach, führt dich aber nicht in die sehenswerten Ecken. Dem Forschergeist folgend muss man solch eine Reise aber durchaus etwas vorbereiten. Dank Internet und Wikipedia findet man einiges zum Reinlesen. Es ist nämlich auch nicht immer einfach, die Originaltrasse zu identifizieren. Was ist diese überhaupt? Dazu muss man sich mit dem historischen Straßenbau (in Deutschland) befassen. Und da stößt man auf das Thema Chausseen. Nämlich schon die alte B3 oder die Reichsstraße 3 oder ihre Vorläuferin die FVS 3 (Fernverkehrsstraße; mehr dazu siehe Wikipedia) sind möglicherweise schon nicht überall auf den Trassen der ursprünglichen Chausseen verlaufen. Schließlich wurde bei Einführung des Nummerierungssystem in der Weimarer Republik die Systematik so verwendet, für den überregionalen Verkehr bedeutende Trassierungen zwecks Beschleunigung des Wirtschaftsverkehrs unter Reichskontrolle zu bringen; in einer Zeit, als auch die ersten Autobahnen oder autobahnähnlichen Straßen auf der Welt gebaut wurden. Die damals existierenden Straßen hatten ja definitiv schon einige Jahrhunderte als Verkehrswege auf dem Buckel - wenn nicht sogar zweitausend Jahre, was für Teile der B3 durchaus nicht unangemessen klingt. Wir sprechen dabei vor allem über den Teil am Oberrhein, der in der Römerzeit eine Rolle spielte. Eine Straßenverbindung zwischen Basel und Ladenburg am Neckar und weiter nach Norden ist auf der noch heutigen Trasse mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Groeger-Meier berichtet darüber auf S. 43 bezüglich Heppenheim. Über die B3 kann man auch lesen, dass ihre Vorläufer im Mittelalter und später als Handelsstraße zwischen Genua und Lübeck dienten, weswegen sich eher die Süd-Nord-Orientierung der Trasse anböte. Aber gewiss wurden auch Güter von Lübeck in Richtung Genua transportiert.

Schon damals wurden solche Straßen mit Bedacht gepflegt, weil sie Zolleinnahmen und Wegemaut versprachen. Man muss es sich wohl so vorstellen, dass lokale Fürsten dies genutzt und ausgenutzt haben. So entwickelten sich die Trassen zu mehr oder weniger gut funktionierenden Fernverkehrswegen. Sie verbanden Orte, sie benötigten Unterkünfte – nächtens auch möglichst in durch Stadtmauern geschützten Gasthäusern – und vor allem Pferdewechselstellen. Damals, wann immer das war, jedenfalls bis vor der Erfindung von Kraftfahrzeugen, konnten Reise- und Transportkutschen Tagesetappen von vielleicht zwanzig oder dreißig Kilometern zurücklegen. Selbst nach der systematischen Verbesserung durch den Chausseenbau ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden keine rasanten Verbesserungen in unserem heute bekannten Sinn erreicht, allenfalls knapp eine Verdoppelung der Reisegeschwindigkeit, vor allem aber eine Erhöhung der Transportlast pro Fahrzeug.

Die besagten Chausseen waren nach dem Jahrhundertelang vergessenen Straßenbau der Römer bis ins 5. Jahrhundert die ersten systematischen Straßenbaumaßnahmen in Deutschland; im „Rest von Europa“ sah das nicht anders aus. Aber auch diese dann gebauten Chausseen waren meist – ich werde von einer Ausnahme berichten – keine Neubaumaßnahmen, wie man sie heute als unsere Autobahnen kennt, die inzwischen, übrigens anders als zu den Frühzeiten derselben, sogar durch Berge hindurch gebaut werden und die Nähe von Ortschaften sogar bewusst vermeiden. Wir unterstellen also, dass die Chausseen, die die systematischen Vorläufer der B3 (und anderer Bundesstraßen) waren, den Jahrhunderte, wenn nicht gar fast zweitausend Jahre alten Verlauf ihrer Vorgänger darstellen. Und auch dies ging es nachzuvollziehen; an möglichst vielen Stellen. Nun haben wir keine archivische Routenanalyse betrieben. Das würde viel zu weit führen. Man müsste dazu wirklich die offiziellen Archive von Behörden und Instituten durchflözen. Das kann man machen und ist für bestimmte Zweifelsfälle sicher auch angebracht. Es ist aber für unser Erlebnis nicht erforderlich und vor allem auch zeitlich und organisatorisch nicht angebracht. Ich denke mal, dass wir 96% der Originaltrasse befahren haben (entsprechend 786 km), abgesehen von den Fußgängerzonen in den Innenstädten. Die Historie zeigt, dass die Städte von den ursprünglichen alten Handelsstraßen mehr oder weniger kreuzweise durchquert wurden und am Marktplatz sinnigerweise zusammentrafen. Ob aber die Reichsstraße und später die Bundesstraße offiziell und definitorisch noch diesen Verlauf nahm, ist in den meisten Fällen nicht ohne archivische Recherche erklärbar. Das mag auch damals (also Ende der zwanziger Jahre) bereits unterschiedlich gehandhabt worden sein. Deshalb folgt die Spurensuche auch und speziell an diesen Stellen nicht der exakten Wahrheit, zum Beispiel in Freiburg.

Die vergleichsweise einfachen Voranalysen mit Hilfe des besagten Internets vermitteln uns dann, dass die alten Straßen eben die Städte verbanden und das auf möglichst kurzem Weg. Insbesondere in den Ortschaften selbst kann man davon ausgehen, dass die Straßen einigermaßen geradlinig durch sie hindurchführen. Schließlich wuchsen jene von einer Straßenkreuzung ausgehend an den Straßen entlang zu heutiger Größe. Das ist in vielen Städten leicht nachvollziehbar. Die Straßen haben auch entsprechende Namen. In München zum Beispiel zieht sich die Landsberger Straße über knapp 7 km und fast fünfhundert Hausnummern fast schnurgerade hinaus, ausgehend vom Stadtzentrum Münchens in der „guten Stube“ am Marienplatz, wo sie auf die Nord-Süd-Verbindung trifft. Gleiches ist in hunderten von Dörfern und Städt(ch)en nachzuvollziehen. Solches sind also gute Anhaltspunkte für das Finden originaler Trassen, wenn die benamste Bundesstraße ihre modernen Umwege nimmt. Wir zeigen das an vielen Beispielen.
Fachlich unterlegt wird dies in einer Quelle, wo es dazu sogar explizite Anweisungen der preußischen Staatsregierung gibt: „Anweisung zum Bau und zur Unterhaltung der Kunststrassen“, Berlin, 1834 [eine sehr interessante Originalquelle mit 147 Seiten Umfang https://digital.zlb.de/viewer/readingmode/15485529/3/]; Zitate in Auszügen:
* sollen Ortschaften verbinden und durch sie hindurch gehen, sofern: „Bei Dörfern und kleinen Städten, durch welche nicht ziemlich gerade, breite und hochliegende Wege führen, ... eine Umgehung nothwendig“ (erster Abschnitt § 8);
* sollen einen möglichst „geschmeidigen“ Verlauf haben;
weiter aus dem ersten Abschnitt § 2: „die mehrsten und bedeutendsten bewohnten Oerter berührt“;
und aus § 12 und 13 „ist die gerade Linie zwischen zwei Ortschaften ... zu wählen“ und „“muß ... die Biegung ... einen möglichst großen Halbmesser bilden können“

Quelle Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Chaussee

Als Kunststraßen wurden seinerzeit solche Straßen mit ihren Baumaßnahmen bezeichnet, die gegenüber den überkommenen Wald- und Feldwegtrassen künstlich befestigt wurden. Später entwickelte sich dafür der Begriff Chaussee, die ursprünglich eine Überlandstraße war und heute noch in örtlichen Straßennamen vor allem in Norddeutschland zu finden ist. Interessant ist, dass die B3 – was wir erst bei den vorbereitenden Recherchen gefunden haben – auf einem Teil in Niedersachsen zu den ältesten „Kunststraßen“ in Deutschland gehört, was unserer Reise einen zusätzlichen historischen „Touch“ verleiht. Man kann in Wikipedia lesen (Quellen und mehr Details dazu im Bereich der Beschreibung von Hannover), dass die Straße nach Celle schon lange vor Napoleon als Chaussee ausgebaut wurde, der gemeinhin als der geistige Vater der deutschen Chausseen gilt.

Profil einer 15 Fuss breiten Kunststrasse
Profil einer Kunststraße aus der preußischen Bauanweisung (S. 120)

Die Kunststraßen waren laut der besagten „Anweisung“ tatsächlich echte Kunstwerke. Jeder kennt „unbefestigte“ Wege, die durch einen Wald und über Felder führen und vor allem zum forst- und landwirtschaftlichen Einspurverkehr dienen, neben dem Freizeitverkehr durch Wanderer und Radfahrer. Ungefähr so quasi als getretene und eingefahrene Zweispurpfade muss man sich die mittelalterlichen Handelsstraßen vorstellen. Die Kunststraßen waren dagegen unseren heutigen „durch die Berge-Autobahnen“ vergleichbar. Sie mussten so breit sein, dass zwei Gefährte an jeder beliebigen Stelle problemlos passieren konnten, dass der Untergrund, wenn auch damals noch nicht asphaltiert so doch zumindest plan und ohne Schlaglöcher war, und dass vor allem Regenwasser geeignet in den Straßengraben abfließen konnte. Sie bestanden wie heutige Straßen aus einem gezielten mehrlagigen und im Sinne des Wortes befestigten, verdichteten Untergrund. Mit anderen Worten, sie waren echte „Kutschenbahnen“. Und in dieser Eigenschaft haben sie sich ins zwanzigste Jahrhundert gerettet und wurden zuerst zu Reichs- und dann zu Bundesstraßen; dann natürlich schon längst asphaltiert oder auch kilometerweise gepflastert. Und manche Strecke wurde später vierspurig zur Autobahn ausgebaut. Die Fachleute nennen das ‚höherstufen‘. Bleiben wir bei Landsberg: Die B12 von München nach Westen ist dafür ein gutes Beispiel. Sie wurde in den 80er und 90er Jahren durch den Bau der A96 streckenweise obsolet. Auch hier gibt es Möglichkeiten, alten Streckenverlauf forensisch nachzuverfolgen.

Bezüglich der B3 wollen wir hier bereits festhalten, dass (lt. Wkipedia) die Bergstraße nördlich und südlich von Heidelberg schon ab 1759 zur festen Straße (Chaussee) ausgebaut wurde und damit zu den frühesten, wenn auch nicht der ersten im heutigen Deutschland gehört.

Auf dieser Basis baut unsere Spurensuche nach der alten B3 und die folgende Dokumentation auf. Wir hatten eine Woche Zeit, weswegen sich akribische Detailsuchen auf ein paar Ausnahmen beschränkten. Es blieben definitiv einige Lücken, die unser Forschergeist (noch) nicht schließen konnte. Wir wollen wiederkommen, B3!

Der geschichtsinteressierte B3-Reisende wird aber nicht nur Straße sondern auch andere historische Dinge anschauen wollen. In erster Linie natürlich nette Städtchen. Aber es gibt auch noch viele andere Dinge, die man zufällig entweder selbst entdeckt oder auf die man mit Reiseführen und Internet-Quellen hingewiesen wird. Ein paar dieser Dinge sind in unserem Bericht beschrieben. Es bleibt dem interessierten Leser aber genug, um selbst noch vieles zu entdecken. Das ist ja gerade das Schöne am Reisen. Gehe deshalb nicht ansatzweise von einer Vollständigkeit der Dokumentation aus.





Straßenkarte Deutschland 1939


Reichsstraßenkarte Hamburg bis Hannover

Und wie genau ist die dokumentierte alte Trassenführung?
Beim Stöbern im Internet stießen wir auf eine Broschüre der Stadt Elze 40 Jahre Fernstraßenbau in Elze. Exemplarisch soll hier dargestellt werden, wie schwierig heutzutage das Auffinden wirklich alter Trassenführungen ist. Es geht um den Streckenteil von Norden bis zum Ortseingang an der Kreuzung zur alten B1. Der heutige Streckenteil ist in der Grafik, die der Broschüre auf S. 11 im Auszug entnommen wurde (die Grafik ist hier genordet), mit der roten Linie markiert; die B3/B1-Kreuzung rot eingekreist. In der Broschüre wird die sog. Papendahlkurve als „berüchtigte Verkehrsfalle“ beschrieben, weswegen sie 1958 durch einen Neubau entschärft wurde. Im heutigen Kartenausschnitt aus Google Maps ist die alte Papendahlkurve rot eingezeichnet, die aktuelle Trasse blau. Teile existieren tatsächlich noch als Straße, Teile sind inzwischen überbaut. Und am Nordrand heißt sie noch ‚Alte Hannoversche Straße‘. Von der Papendahlkurve sieht man heute nichts, wenn man die alte B3 fährt. Die blau markierte Trasse lässt einen natürlichen und vermeintlich alten Verlauf vermuten.

Wir wollen damit aufzeigen, dass an manchen anderen Stellen auch noch bauliche Veränderungen zu Trassenverlegungen geführt haben mögen, die man „in der Natur“ auf keinen Fall so ohne weiteres findet. Die Einpassungen neuerer Trassenzüge und vor allem Überwachsungen gaukeln heute einen natürlichen Verlauf vor. Das sollte man bedenken, wenn man die wirklich alten historischen Trassen suchen möchte. Diese Erkenntnisse zeigen aber auch – speziell an dieser beispielhaften Stelle – wie beschwerlich das Reisen und Transportieren in früheren vor-motorisierten Zeiten gewesen ist. Und schon an diesem Beispiel zeigt sich, dass wir es an manchen Stellen mit mehreren Generationen von Trassenführungen zu tun haben. Da steckt Geschichte drin.

Anmerkungen zur Dokumentation
Diese Dokumentation soll also den möglichst originalen Trassenverlauf alter, ursprünglicher Handelsstraßen beschreiben. Wie schon gesagt, ist sie nicht archivisch unterlegt. Sie basiert auf dem, was man im Internet finden kann. Dabei sind die Kartenwerke von Google, Maps und Earth, allererste Anlaufstelle. Man kann damit unter Zuhilfenahme der obigen Ausführungen plus den Beschreibungen von Groeger-Meier die allermeisten Teile der alten Straßen finden. Abfahren mit dem Auto lassen sich viele nette Ecken nicht, weil sie über Fußgängerzonen in Innenstädten führen. Manche Meter alter Trasse existieren auch schlichtweg nicht mehr; nicht mal mehr als Trampelpfad. Mit Unterbrechungen muss man vor allem an Bahnlinien und Neubaustraßen rechnen. Bei Letzteren sind alte Trassenteile entweder überbaut oder als nur für land- und forstwirtschaftliche Nutzung freigegebener Wirtschaftsweg befahrbar. Das wäre dann was fürs Fahrrad (oder das Flensburger Punktekonto), wenn man noch mehr Originaltrasse abfahren möchte.

A pro pos Fahrrad: Das Abfahren einer solchen überregionalen Fernstraße mit dem Fahrrad ist schon etwas spezielles. Zwar gibt es über zig Kilometer Radwege – eine genaue Analyse müssen wir schuldig bleiben, weil wir das nicht mitgeschrieben haben. Aber der Autoverkehr ist naturgemäß mächtig. Ganz abgesehen davon, dass es vierspurige Ausbaustücke gibt, wo man eine Radwegverbindung mühsam suchen muss; und dies wiederum abgesehen davon, dass mögliche Verbindungen auch noch Umwege abseits der alten Trasse erzeugen. Unterm Strich ist es aber durchaus eine Überlegung wert, weil man naturgemäß dann noch viel mehr sieht.

Trotz dieser Imponderabilien haben wir versucht, die Kilometerangaben nach Möglichkeit nach der alten Trasse zu vermessen. 500 Meter durch die Fußgängerzone in Hannovers Bahnhofstraße bespielsweise werden also als B3-Kilometer gerechnet. Die Kilometerangaben sind deshalb mit Google Maps gemessen, weil man sie mit dem eigenen Auto nicht abmessen kann. Andererseits sind Kilometerangaben bei kritischen Abzweigen hilfreich. Deshalb setzen Neukilometrierungen der Etappen immer an Stellen an, von denen man mit dem Auto losfahren kann. Sie bleiben aber nur ungefähre und unverbindliche Angaben. Man muss beim Suchen der alten Trassen schon aufpassen.

Komplette Kilometerangaben per eigenem Auto bekommt man vor allem auch schon deshalb nicht hin, weil man bei Unterbrechungen der Strecke Umwege fahren muss. Man müsste dann mit der Hand akribisch Buch führen über jeden Kilometer, was einem Google per Mausklick im Wohnzimmer abnimmt und sich dabei Addierdifferenzen vermeiden lassen. Außerdem sind die Google-Angaben jederzeit quasi systemunabhängig nachvollziehbar. Zu Bedenken aber auch: Die Reise wurde Anfang September 2019 durchgeführt. (Neu-)Baumaßnahmen können die Strecke im Laufe der Zeit verändern; zu dem Zeitpunkt war eine Umgehung zwischen Hannover und Pattensen in Bau.

Dem entsprechend sind die elektronischen Kartenaufnahmen auch sämtlich aus Google Maps oder Google Earth.
Übrigens sind nicht alle interessanten Verweise verlinkt. Dass man im Web einiges über zum Beispiel das Fagus-Werk findet, erübrigt sich anzumerken. Der Leser mag dann gerne selbst googeln oder wiki-en.


Weiter geht es mit der Routenbeschreibung.



Situation Elze Papendahlkurve

Situation Elze Papendahlkurve heute

Redaktionelle Anmerkungen
In den angegebenen URLs findet man teils zahlreiche weitere Links, zum Beispiel auch mit allen berührten Ortschaften, durch die man sich hindurch klicken kann, und die umfassende touristische Informationen liefern. Darüber hinaus sind nicht zu allen erdenklichen Internet-Quellen Links eingetragen - das würde schlicht zu weit führen. Wir können nur empfehlen, im Internet zur Vorbereitung und auch auf der Tour selbst auf eigene Faust nach Quellen zu suchen.
Die Kartenausschnitte auf den Routenseiten sind der besagten Straßenzustandskarte von 1939 entnommen.
Die Links dienen gleichzeitig als Quellenangabe, außer explizit angeführt.
Die Fotos stammen vom Autor und unterliegen dem Copyright des Autors. Die Fotos dienen der geschichtlichen Dokumentation der Straße und sind nach bestem Wissen anonymisiert. Sollte sich trotzdem jemand in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlen, bittet der Autor um einen freundlichen Hinweis per E-Mail. Das betreffende Foto wird dann unverzüglich entfernt.

Anmerkungen und Anregungen nimmt gerne entgegen: Winfried vom Hofe