Bundesstraße 3 - Teil 1

Buxtehude - Hannover


Startpunkt in Buxtehude
Eine Vorbemerkung zum Startpunkt der B3 im Norden sei noch gestattet. Man liest in allen Quellen, dass die B3 südöstlich von Buxtehude im Ortsteil Ovelgönne beginnt. Das ist auch mit allen möglichen Karten gut nachvollziehbar. Lediglich in der eingangs erwähnten Karte von 1939 sieht das anders aus; da beginnt die Reichsstraße 3 ostwärts Ovelgönne an einer Stelle, wo sich heute Neu Wulmstorf befindet. Tatsächlich verläuft dort auch eine Elstorfer Straße durch alt Wulmstorf. Dabei belassen wir es aber an dieser Stelle.

Der Kartenausschnitt dieser Etappe ist auf der Einführungsseite abgebildet.

Los geht es also südostwärts der Stadt in Buxtehude im Ortsteil Ovelgönne. Die B3 zweigt dort von der B73 nach Süden ab. Bei km 15,1 liegt die ehemals so genannte Todeskreuzung mit der B75 bei Trelder Berg. Bei km 19,6 steht auf der westlichen Straßenseite ein ehemaliges Hotel „Lohbergen Waldheim“ als ‚lost place‘ (Foto rechts), der aber irgendwie bewohnt scheint; er gehört zum Ort Tostedt. In Welle bei km 25,5 findet man am Ortsende auf der ostwärtigen Straßenseite den Heide Imbiss, der in einer ehemaligen alten Tankstelle untergekommen ist.

B3 südlich Welle
Südlich Welle



Hotel Lohbergen Waldheim
Ehemaliges Hotel Lohbergen Waldheim


Alte Trasse in Heber
In Heber bei km 42,5 zweigt die aktuelle B3 in einer gehörigen Umgehung quasi rechtwinklig nach Osten ab zur A7. Die alte Trasse wird über einen nur für Landwirtschaft zugelassenen Wirtschaftsweg abgeleitet (roter Pfeil in der Grafik rechts) und führt dann nach ein paar Hundert Metern durch Heber auf die „zugelassene“ alte B3.

Soltau
Über die alte Trasse kommt man dann nach Soltau; sie ist nicht als B3 bezeichnet. In der Stadt trifft die alte B3 auf die B71 (km 54,2 ab Start); Hier am Spielzeugmuseum muss man muss links abbiegen. Die alte B3 führt ostwärts um das Stadtzentrum herum über die Cellerstraße, in die man nach 500 m nach rechts nach Süden abbiegen muss (km 54,7). Ab hier wird neu gezählt.

Beim Spaziergang in Soltaus Innenstadt findet man dann zwei Villen in der Wilhelmstraße 22 und 24 (altes B3-Stück), die vor allem durch eine Hinweistafel auffallen, die auf eine inmitten der Stadt gelegene Filz- und Bettfedernfabrik um 1900 hinweist, deren Inhaber Röders diese beiden Villen gebaut haben. Demnach lebten um 1900 50% der Soltauer von dieser Fabrik. Zumindest Teile der alten Fabrikgebäude gibt es immer noch. Man erreicht sie, wenn man eine quasi Seitenstraße der Wilhelmstraße, die selbst Wilhelmstraße heißt wie in einen Hinterhof durchgeht; oder von der Fußgängerzone aus, die Marktstraße heißt. In den alten denkmalgeschützten Gebäuden befindet sich heute die felto Filzwelt. Die Firma Röders firmiert inzwischen unter Röders Textiles, produziert aber noch in Soltau.
Die Röders Villen in der Wilhelmstraße in Soltau
Die Röders Villen in der Wilhelmstraße in Soltau






Bei km 5,4 nach Soltau geht die alte B3 durch den Truppenübungsplatz Bergen. Heute ist dies ein rechtwinkliger Abzweig nach Westen in eine nicht für den Durchgangsverkehr zugelassene Privatstraße des Bundes gegenüber eines kleinen Gewerbegebiets gut 200 m südlich der Unterquerung der A7 der Anschlussstelle Soltau-Süd. Die alte B3 geht dort schnurgerade durch den Wald des Truppenübungsplatzes bis Becklingen, was 9 km südlich abseits der neuen B3 westlich liegt. Nach Becklingen kann man von der aktuellen B3 aus hineinfahren, durch das Dörfchen hindurch und kommt so wieder auf die alte Trasse (Foto rechts). Rechnerisch zählt man hier km 14,7 ab Soltau. Nach 1,4 km alter Trasse kommt man in Wardböhmen wieder auf die neue B3 auf alter Trassenführung.

Celle
Nach 29,4 km erreicht man Celle; rechnerisch also 44,1 km nach Soltau. Ins Stadtzentrum führt eine Fußgängerzone. Wenn man diese Strecke auf der alten Chaussee mitrechnen will, muss man 300 m ansetzen. Von dort geht es 600 m stadtauswärts bis zum nächsten Punkt auf der B3 am Thaerplatz, von wo sie als Hannoversche Straße aus der Stadt hinausführt. Die B3 als Autostraße braucht ebengleich 900 m, allerdings westlich um das Schloss herum. Ab dem Thaerplatz wird also wieder neu gezählt. Hier ist nun interessant, dass die Strecke zwischen Hannover und Celle wie bereits eingangs erwähnt schon 1776 (lt. Wikipedia) als Chaussee ausgebaut wurde. Aus Celle heraus führt so die alte B3 nach zwei Schwenks schnurgerade nach Adelheidsdorf. Vorher allerdings schwenkt sie bei km 4,4 in eine Umgehung nach Osten, wo man auf der alten Trasse rechts abbiegen und dem Nord-Süd-Verlauf weiter folgen muss, um nach Adelheidsdorf zu kommen. Nach 5,6 km muss man unweigerlich auf die neue, hier dann vierspurig ausgebaute B3 fahren. Rechnerisch sind wir bei km 10,0 ab Celle. Weiter geht es 9 km auf der Neubaustrecke, wo man in Höhe Schillerslage nach Burgdorf über eine Anschlussstelle herausfahren muss.

Die alte B3 nach Norden in Becklingen
In Becklingen nach Norden

Schillerslage
In Schillerslage geht die alte B3-Trasse als Zollstraße westlich am Ortszentrum vorbei. Man findet hier nun eine echte Sehenswürdigkeit. Gegenüber einem alten, (aktuell) nicht (mehr) in Betrieb befindlichen Gasthof namens Münstermann befindet sich – durch eine Hinweistafel ausgewiesen – ein Alter Posthof, der 1784 an der damals neuen Chaussee Hann.-Celle gebaut wurde. Gebäude und Hof sind weitgehend ursprünglich. Es waren hier bis zu 42 Pferde für den Postkutschenbetrieb eingestellt. 1860 wurde der Betrieb wegen der inzwischen gebauten Eisenbahn eingestellt. (Foto unten; Lage rechts mit rotem Pfeil bezeichnet)

Das Ganze findet man auf Trassenkilometer 19,0 ab Celle. Den von der Straßenkreuzung nach Nordosten führenden Abschnitt mit einer Länge von 800 m rechnen wir in die Gesamtkilometer mit ein.

Alter Posthof in Schillerslage
Der alte Posthof in Schillerslage

Situation Schillerslage
Ab Schillerslage geht die alte Trasse der B3 in südwestlicher Richtung nach Altwarmbüchen. Die neue B3 wird ein Stückweit A37 und verläuft dann als Messeschnellweg ostwärts um die Innenstadt von Hannover. Wir suchen aber weiter die alte Trasse, die mitten in die Innenstadt von Hannover führt.

Hannover
Die alte B3 ist von Schillerslage aus gut weiterzuverfolgen. Nach 6,6 km kommt man nach Kirchhorst, wo die Chaussee mutmaßlich durch den Ort mit der Straße namens Großhorst verlief. Heute gibt es eine Umgehung, die ab der Überquerung über die A7 Hannoversche Straße heißt. Bei km 11,2 ab Schillerslage quert man in Altwarmbüchen die A2. Sie wird zur Kirchhorster Straße und trifft bei km 13,0 auf die Podbielskystraße, wo man an einer größeren Kreuzung der vierspurigen Straßen rechtwinklig nach Westen abbiegen muss. Hier lief die alte Chaussee bestimmt nicht in so einem Winkelabzweig sondern geradeaus über das heutige Gelände des Parkplatzes gegenüber der HDI-Versicherung. Jedenfalls ist die Podbielskystraße Chaussee-artig ausgeführt und läuft fast durchgehend geradewegs bis zum Lister Platz. Bei km 1,4 nach dem Einbiegen in die Podbielskystraße quert man den Mittellandkanal, und fast am Ende taucht ein nettes historisches Highlight auf der rechten, nördlichen Straßenseite auf: der Firmensitz der Bahlsen Keksfabrik mit „Jugend-stilvollem“ Gebäude von 1911. Damit sind wir bei km 18,2 seit Schillerslage angekommen.

Die alte B3 bzw. Chausseestraße geht aber weiter, und zwar über die Lister Meile, die früher Alte Celler Poststraße hieß, die wegen Fußgängerzone ein Stückweit nicht mit dem Auto befahrbar ist. Ab Weißekreuzplatz geht es wieder ein kurzes Stück mit dem Auto am Raschplatz vorbei; unter dem Hauptbahnhof hindurch wieder nur zu Fuß, wo man in Hannovers „guter Stube“ am Ernst-August-Platz landet. Die heute etwas schwierig nachzuvollziehende Strecke über Lister Meile und Podbielskystraße ist als Verlauf der alten B3 in Wiki Commons dokumentiert. Die alte Querung Hannovers ging bestimmt durch die Bahnhofstraße über den Kröpcke durch die Kramarschstraße zum Friederikenplatz am Leineschloss. Damit haben wir Hannovers Stadtzentrum durchquert – am besten natürlich zu Fuß, am alten Rathaus entlang. Die Strecke misst vom Lister Platz bis hierher 2,6 km, womit wir bis hierher auf folgende Streckenkilometer kommen: 20,8 km ab Schillerslage; 39,8 km ab Celle. Bei den Nachforschungen des alten Straßenverlaufs in Hannover, zu denen man üblicherweise vor allem die Straßennamen der Überlandstrecken verwendet, wie z.B. Hannoversche Straße in Celle, findet man in Hannover die Celler Straße. Das ist mit ziemlicher Sicherheit die alte Chausseestraße. Sie verläuft in der Stadt heute aber nicht mehr in Gänze entlang der oben bezeichneten Route über die Lister Meile. Weiters lies sich erforschen, dass es in Hannover einen Posthof gab, der vermutlich ein Gegenstück zu dem in Schillerslage beschriebenen Posthof darstellt. Dieser Posthof ist in Wikipedia als Hinüber’scher Posthof aktenkundig. In WikiCommons findet man einen Hinweis auf diesen mit einer Lagebeschreibung an der Celler Straße, Ecke Herschelstraße, was darauf hindeutet, dass die Chaussee tatsächlich an der Celler Straße begann bzw. endete. Laut Wikipedia wurde die Chaussee Hannover Celle 1779 begonnen zu bauen. Einer der führenden Köpfe war Jobst Anton Hinüber (gest. 1784), der als erster General-Wegebau-Indentant des Kurfürstentums Hannover fungierte (heute würde man ihn Präsident der hannoverschen Straßenbauverwaltung nennen). Dieser Posthof existiert leider nicht mehr; er ging im März 1945 im Bombenhagel unter. Dort befindet sich jetzt die Postbank mit einem wenig ansehnlichen Kubusgebäude.

Ein wenig unklar ist die Sache gleichwohl, zumal die heutige Lister Meile unter dem Hauptbahnhof am Raschplatz entlang bis 1999 Alte Celler Heerstraße hieß. Die heutige Celler Straße, an deren Ecke der Posthof lag, war schon früher eine Parallele dazu. Dazu muss man sich auch klarmachen, dass zum Zeitpunkt der Chaussee Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert ja die Bahnlinie noch in weiter Zukunft lag, die heute den Verlauf der alten Kutschenstraßen massiv zerschneidet. Die erste Bahnstrecke in Hannover datiert von 1843.

Grabmale an der Nikolaikapelle; rechts das Grabmal von Hans Hinüber, „Postmeister in Hannover
Grabmale an der Nikolaikapelle; rechts das Grabmal von Hans Hinüber, „Postmeister in Hannover“ (1618 - 1680), drei Generationen älter als der oben genannte Jobst Anton Hinüber
Details des Grabsteins in höherer Auflösung auf dieser Seite


Weiter geht es mit der Etappe nach Kassel.