Bundesstraße 3 - Teil 2

Hannover - Kassel


Nach Alfeld
Vom oben beschriebenen Friederikenplatz führt die alte B3 über die Lavesallee durch die Calenberger Neustadt auf die B6 und verläuft mit dieser bis zum Landwehrkreisel, wo die B6 nach Osten biegt, die B3 geradeaus weiter nach Süden läuft und nun wieder B3 heißt, weil deren ostwärtige Verschwenkung über en Messeschnellweg über die Ost-West-Verbindung zusammen mit der B6 südlich der Innenstadt hier ihr Ende findet. Weiter geht es dem geraden Straßenverlauf folgend durch Hemmingen und Arnum nach Pattensen. Hier muss die Umgehung verlassen und über die Göttingerstraße der alten Trasse gefolgt werden. Der Abzweig befindet sich bei km 11,9 vom Friederikenplatz aus;
Hinweis: aktuell wird an einer Umgehung von Hemmingen gebaut, weswegen es bei km 4,4 eine Umleitung gibt. Zukünftig muss man also dort die Umgehung verlassen, um auf der alten Trasse zu bleiben.

Hinter Pattensen geht es bei km 15,8 wieder auf die B3, wo die Umgehung endet. Bei km 24,2 zweigt die Straße zum Schloss Marienburg ab, dem Stammsitz – wenn auch nicht Ursprungssitz – der Welfen. Dort wohnt offiziell der aktuelle Ernst-August.

4 km weiter auf der B3 muss man nach Elze hinein die Ortsumgehung vermeiden, Abzweig nach links nach Südosten. Von dort sind es 1,5 km bis zu einem Kreisverkehr, der die ehemalige Kreuzung der B1 mit der B3 ist. Der Vollständigkeit halber sei hier nochmals auf die sog. ehemalige Papendahlkurve verwiesen, die eingangs im Abschnitt „Und wie genau ist die dokumentierte alte Trassenführung?“ erwähnt wurde. Die B1 wird ebenfalls, nördlich davon, umgehungsgeführt; die alte B3 wird unterführt. Die Kreuzung der beiden aktuellen Bundesstraßen liegt westlich von Elze und ist kreuzungsfrei als Anschlussstelle gebaut. Die alte B3/B1-Kreuzung mit dem Kreisverkehr liegt 29,7 km hinter dem Startpunkt in Hannover etwas nördlich vom Ortszentrum.

2,5 km weiter südlich hinter Elze stößt die alte B3 wieder auf die neue, wo die Umgehung endet (km 32,3 ab Hannover). Diesen Punkt wollen wir aber zu Gunsten der Nachverfolgung der alten Trasse zunächst vergessen. Jetzt wird es nämlich mal interessant: Bekannt ist, dass die alte B3 durch Banteln, dem nächsten Ort 7 km hinter Elze verlief. Nördlich von Banteln in der Verlängerung der dortigen Göttinger Straße, was namentlich auf die Durchgangshauptstraße hindeutet, gibt es ein ziemlich altes Streckenstück, was auf Grund der Breite höchstwahrscheinlich kein inzwischen asphaltierter Feldweg ist; siehe Grafik „2“. Die Streckenführung deutet eine schlüssige Verbindung zur alten B3-Trasse nach Elze an, in der Grafik als „1“ bezeichnet. Allerdings liegt dazwischen die Bahnstrecke Göttingen - Hannover mit einer nur sehr schmalen Überquerung. Mit Google Maps kann man einen Streckenverlauf der alten B3 und damit der Chaussee recht gut rekonstruieren. An der Stelle, wo der Bahnübergang hätte gewesen sein müssen (Grafik „3“), deutet aber heute nichts darauf hin, das ist alles überwachsen. Erst bei späteren Recherchen konnten wir einen Beleg dieser These finden. Die Grafiken zeigen die Gesamtsituation mit dem gepunktet markierten mutmaßlichen alten Streckenverlauf und der fragliche Teil in einem vergrößerten Ausschnitt. Wenn man also den Originalteil der alten Trasse nach diesen Überlegungen fahren möchte, muss man bei km 1,5 (in der Grafik mit „1“ bezeichnet) hinter dem oben angegebenen Kreuzungskreisel in Elze die Hauptstraße (nach rechts) verlassen und über die kreuzungsfreie Unterführung zum Bahnübergang nach Osten fahren. Hinter dem Bahnübergang biegt man nach rechts ab und fährt 400 m parallel der Bahnlinie nach Süden. Dort trifft man an der nach links schwenkenden Straße wieder auf die alte B3 Trasse (bei Nr. „3“ in der Grafik). In Groeger-Meier wird dies auf S. 68 indirekt bestätigt: „Damals standen die Autos an der Bahnschranke vor Elze bis hierher“ (Banteln ist damit gemeint). Einen endgültigen Nachweis liefert die bereits zitierte Broschüre der Stadt Elze 40 Jahre Fernstraßenbau in Elze ab S. 17.

Der Kreisverkehr in Elze - ehemalige B1/B3-Kreuzung
Der Kreisverkehr in Elze - ehemalige B1/B3-Kreuzung (vgl. Groeger-Meier S. 62)

Situation zwischen Elze und Banteln Situation zwischen Elze und Banteln Detail
vergrößerte Details
In Banteln gibt es noch einen Kopfstein gepflasterten Streckenteil der alten B3, allerdings nicht mehr in der Originalfassung. Nach dem Ortsende von Banteln geht es wieder auf die neue Trasse der B3.

Alfeld
Alfeld ist deswegen bemerkenswert, weil dort das Weltkulturerbe der Fagus-Fabrik steht. Bemerkenswert ist Alfeld auch gemäß Groeger-Meier, weil Alfeld eine der ersten Umgehungsstraßen der Bundesrepublik bekam (S. 44, 45, 72, 73). Diese Umgehung, obwohl eigentlich nun auch schon ein Bisschen historisch, muss man natürlich verlassen. Dazu muss man (etwas tricky) am Ortseingang von Alfeld hinter dem Örtchen Limmer die B3 nach rechts verlassen. Ab Elze ist das bei km 16,5 der Fall. Man unterquert nach links die B3 und biegt beim Kreisverkehr dahinter rechts in die Hannoversche Straße ab, wo man nach 450 m rechter Hand eine alte und tatsächlich noch als solche im Betrieb befindliche Tankstelle „TAS“ findet und nach weiteren 300 m links die Einfahrt zum Fagus Fabrikgelände. Wer es nicht so „tricky“ als wörtliche Routenführung mag, folgt von Norden kommend dem Wegweiser zum Fagus-Werk. Zur Besichtigung meldet man sich beim Pförtner an und parkt dann sein Auto auf dem Besucherparkplatz. Die Besichtigung des Geländes ist offen. Dort befindet sich auch ein Café (Öffnungszeiten beachten) und ein Museum.
Alte Tankstelle in Alfeld schräg gegenüber des Fagus-Werks
Alte Tankstelle in Alfeld schräg gegenüber des Fagus-Werks

Von Hannover sind wir hier bei km 47,5 angelangt und betrachten dies als Zwischenziel unserer Etappe. Die durchaus sehenswerte Altstadt von Alfeld liegt nämlich abseits der alten B3 Trasse auf der ostwärtigen Seite der Leine.

Nach Göttingen
Vom Fagus-Werk geht es 500 m weiter bis zum Ende der Hannoverschen Straße. Man biegt rechts in die Göttinger Straße und bleibt auf jener den Berg hinauf, bis sie im spitzen Winkel auf die B3-Umgehung führt. Hier sei nochmals auf die Fotos in Groeger-Meiers Buch (S. 44, 45, 72, 73) verwiesen, die die Baustelle bzw. die Situation von früher darstellen. Wir sind nun bei km 49,2 seit Hannover.

Von Alfeld aus geht ein längeres quasi unspektakuläres Stück alter B3 18 km weit bis Kuventhal, einem Ortsteil von Einbeck über eine angenehm wellige und unkritisch kurvenreiche Strecke alter Landstraße durch Felder und Wiesen. Ein einziges Dorf, Ammensen, wird etwas kurvig durchfahren.

Kuventhal hat eine echte Besonderheit zu bieten. Dort gibt es nämlich lt. Groeger-Meier (S. 56) „die erste doppelstöckige Brücke Deutschlands“. Wenn man oben auf der aktuellen B3 darüber fährt, bekommt man von der Eigenart der Brücke nichts mit. Man muss vor dem Taleinschnitt die B3 verlassen und ins Dorf fahren. Da geht es dann im Untergeschoss der B3-Brücke über das Tal und dahinter auf die B3 zurück. Der Hauseigentümer an der Brücke berichtet, dass wir zum falschen Zeitpunkt da sind. Im Winter, wenn die Bäume nicht belaubt sind, hat man einen besseren Blick. Und dann fliegen ihm auch öfter die Audis in den Garten, die seitlich von der Böschung abgelenkt bei ihm landen. Die Brücke heißt Wilhelmsbrücke und wurde in erster Fassung bereits 1831 gebaut, als es noch keine B3 aber eine Chaussee von Göttingen nach Hannover zu erschließen galt. Wir mutmaßen nun, dass das ehemalige Trassenniveau der bis 1956 in Betrieb befindlichen Brücke dem heutigen Untergeschoss gleicht, womit man also über den Schlenker durch das Dorf unwillkürlich die alte Reichsstraßen-3-Trasse abfährt und damit die der alten Chaussee. Übrigens heißt die Brücke nicht Wilhelmsbrücke, weil es eine Beziehung zu Preußen gegeben hätte – das wäre bei allen deutschen Wilhelm-Straßen und -Denkmälern naheliegend. Dazu lagen sich die Hannoveraner und die Berliner in der Zeit nicht nahe genug – eher im Gegenteil. Die Brücke bekam ihren Namen nach Wilhelm IV., der in Personalunion König von „England“ und Hannover war, einem älteren Bruder des Hannoverschen Statthalters Adolph Friederich, Herzog von Cambridge.


Das Untergeschoss der Brücke in Kuventhal

Der eingehenden Bemerkung folgend, dass die Chausseen in der Regel den Verlauf der existierenden mittelalterlichen Straßen genommen haben, ist hier ein Beispiel entgegengesetzt. Die ganz alte Trasse verlief von Einbeck, dem südlich folgenden Ort aus, über die so genannte Hube, einen Hügelzug nördlich von Einbeck. Dieser war den Hannoveraner Chausseebauern vermutlich zu unwegsam, weshalb sie die aufwändige Brücke in Kuventhal schufen. Die ganz alte Trasse kann man mutmaßlich am Hubeweg in Einbeck finden, der aber als nicht befahrbarer Feldweg im Wald endet.

Situation Kuventhal Wilhelmsbrücke
Weiter geht es also auf der B3 – alte ist gleich neue Trasse. Im Untergeschoss der Wilhelmsbrücke starten wir bei Streckenkilometer 67,5. Knapp 2 km weiter am nächsten Abzweig muss man die B3 nun wieder verlassen, um nach Einbeck zu kommen, was wir bei km 72,3 erreichen. Aus Einbeck hinaus bleiben wir auf der Nebenstraße, kreuzen die „neue“ B3 und kommen bei km 76,3 nach Salzderhelden. Erst danach geht es wieder auf die aktuelle B3 zurück.

Bei km 89,0 landen wir in Northeim. Die B3 führt durch die Stadt, obwohl es eine Umgebung gibt, die nicht Bundesstraße ist: erst bei km 97,5 müssen wir vor Nörten-Hardenberg die B3 wieder verlassen, um auf der alten Trasse durch dieses und im weiteren Verlauf durch Bovenden zu fahren, wo die alte B3 sogar Alte Bundesstraße heißt. Dem Straßenverlauf folgend geht es weiter über Weende bis wir nach Göttingen bei km 109,0 am Weender Tor den Stadtring erreichen. Göttingen ist eine durchaus sehenswerte Stadt mit überraschend vielen alten Fachwerkhäusern, darunter das drittälteste bekannte in Deutschland. Außerdem hat Göttingen noch einen geschlossenen Stadtwall um die Altstadt herum. Vor allem ist Göttingen aber durch seine zahlreichen namhaften Nobelpreisträger der Naturwissenschaften bedeutend. Viele von ihnen sind auf dem Göttinger Stadtfriedhof nebst einer Ehrenrotunde begraben.

Nach Kassel
Die „Göttingen Hannoversche Chaussee“ endete gewiss nicht an der Stadtmauer, am heutigen Stadtwall am Weender Tor, wo die obige Zählung aufhört. Die Bundesstraße, die hier mit der B27 zusammengelegt ist, dreht hier nach Westen ab – die Weender Landstraße wird in der Altstadt zur Weender Straße und endet auf dem Markt am berühmten Gänselieselbrunnen. Wir zählen also die Kilometer nach Kassel ab dem Weender Tor weiter und beginnen bei 0. Dabei vernachlässigen wir den kleinen Längenunterschied der Streckenführung über den Ring gegenüber der rechtwinklig am Marktplatz abzweigenden, die sicher die originale darstellt.

Am westlichsten Punkt des Stadtrings zweigt die B3 dann endgültig nach Westen ab. Es geht am Stadtfriedhof vorbei schnurgerade aus der Stadt hinaus mit leichtem, später, hinter der A7, stärkerem Anstieg. Wir verlassen das Leinetal, um Richtung Hannoversch Münden das Wesertal zu erreichen. Die B3 verläuft hier auf ihrer alten Trasse.

Alte Tankstelle in Dransfeld

Über Dransfeld und Scheden erreicht man auf klassischer Landstraße nach 29 km Hannoversch Münden. Unser Messpunkt ist die Straßenbrücke über die Fulda, die auch ins Stadtzentrum führt. Sie ist eine der bedeutendsten Fachwerkstädte Deutschlands am Zusammenfluss der Fulda und Werra zur Weser mit Stadtmauer, Welfenschloss, alter Werrabrücke und einer Ruine der Weserumschlagstelle sowie vielen Aussichtspunkten und Wirkungsstätte von Dr. Eisenbart, den es nicht nur im deutschen Liedgut gibt bzw. gegeben hat.


Hannoversch Münden mit Werrabrücke (1776 wurde das Dach der Brücke abgerissen ... dem Ausbau der Chaussee von Hannover nach Kassel geschuldet, damit die Brücke von größeren Frachtwagen passiert werden konnte) und Welfenschloss

Die Strecke nach Kassel ist einfach zu finden. Es geht durch das sehr schöne Tal der Fulda am Fluss entlang. Hinter der letzten Biegung vor Fuldatal muss man aber aufpassen. Es geht in einer Doppelkurve den Berg hinauf. Und in der Rechtskurve muss man nach links, also nach Süden in die Veckenhagener Straße nach Fuldatal hinein abbiegen – 16,1 km hinter Hannoversch Münden. In Fuldatal geht es auf alter Trasse durch den Ort, wo allerdings in Höhe des Rathauses die Straße über die Bahnüberführung verschwenkt. Die alte Trasse ist gewiss „Am Rathaus“ vorbei mittels Bahnübergang geführt worden, wo sich aktuell eine Fußgängerbrücke befindet. Bis man am Ortsende wieder auf die B3 trifft, die von hier geradewegs nach Kassel hineinläuft, welches man bei km 50,4 ab Göttingen am zentralen Friedrichsplatz an der Frankfurter Straße erreicht.

Kassel hat natürlich einiges zu bieten. Details mag man an einschlägigen Stellen nachlesen. Ein paar historische Bemerkenswertheiten seien hier aber festgehalten. Kassel hat die älteste geplante Fußgängerzone Deutschlands (1953), in der man neben einer noch original erhaltenen schönen alten Leuchtreklame des Stadt Cafés auch netten und gepflegten 50er-Jahre Stil im Stadthotel finden kann.


Fußgängerzone am Stadtcafé










Weiter geht es mit der Etappe nach Heidelberg.





Stadthotel an der Wolfsschlucht



Eingang und Treppenhaus