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Bundesstraße 11 mit dem Rennrad - September 2020

Einführung - Warum Bundesstraße 11 - mit dem Rennrad?

Zu warum überhaupt Bundesstraße verweise ich auf die eingehenden Bemerkungen bei der Bundesstraße 3 (dort sind auch einige Hintergrundinformationen zu Trassenführungen alter Handelsstraßen und zum historischen Straßenbau zu finden). Nun ist also die nächste Bundesstraße dran. A) liegt sie nahe, weil sie bei uns quasi an der Haustür vorbeiführt. Ganze Teile davon sind wir bereits mit dem Auto in der Freizeit gefahren. Einiges habe ich auch bereits mit dem Rad abgewickelt. Nun soll sie also nicht nur komplett abgefahren, sondern auch ihre Originaltrassen gefunden werden; ein paar interessante Ecken gibt es da nämlich. B) mit dem Rennrad, weil sie großenteils zur Staatsstraße herabgestuft wurde (wegen der begleitenden Autobahn A92) und deshalb großenteils wenig Autoverkehr zu erwarten ist. Außerdem gibt es Passagen in München wie in Landshut und Deggendorf, die im Original mit dem Auto nicht befahrbar sind (vgl. B3). Dies berücksichtigend lässt sich die Strecke aber komplett mit dem Auto abfahren. Und C) war mal wieder eine mehrtägige Radtour angesagt, da ich seit einem Monat in Rente bin.

Auch auf dieser Reise war das Ziel, die möglichst "originalsten" alten Trassen der alten Handelsstraßen zu finden, aus denen per Nummerierungsdekret in der Weimarer Republik die (heute) B11 wurde. Ich flechte hier ein, dass ich inzwischen ein wenig mehr über das Thema gelesen habe. Es gibt einen "richtigen" Wissenschaftszweig, der sich mit 'alten Wegen' beschäftigt. So weit möchte ich selbst nicht gehen. Mir genügt der minimale Forschergeist, vom beschilderten Asphaltband der Generalkarte abzuweichen und ein paar (gelegentlich von mir gemutmaßte) alte Trassen zu finden. Wer zum Thema Altwegforschung einsteigen möchte, findet dazu etwas hier: Veling, Alexander: Altwegeforschung. Forschungsstand und Methoden. aventinus varia Nr. 44 [28.03.2014], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9847/ (10.09.2020). Wobei unter Altwegen solche Forschungsgegenstand sind, die Tausend oder weit mehr Jahre älter sind als ein jüngst zum Radweg mutierter Asphaltstreifen, der wegen einer neuen Ortsumgehung vielleicht auch zufällig abfiel.

Die Bundesstraße 11

Eine Darlegung zur aktuellen B11 erspare ich mir, weil sie ausführlich in Wikipedia enthalten ist. Der grobe Verlauf ist in der Etappenaufteilung (mit den "bread crumbs") oben auf dieser Seite bezeichnet. Ich bin sie von Süd nach Nordost gefahren, von den Alpen in Mittenwald am Walchensee entlang bis zum Bayerischen Wald am Großen Arber. Im Vergleich zur B3 sind die alten Teile der B11 ziemlich einfach zu finden, vorausgesetzt, man hat eine alte Straßenkarte zur Verfügung (vor Anlage der A92; sollte dann so aus ca. 1983 sein). Als meine erste Groborientierung diente wie bei der B3 die alte Reichsstraßenkarte von 1939, die auch die Kartenausschnitte liefert. Die Strecke ist grob 300 km lang.

Nun gehört die B11 sicher nicht zu den bedeutenden althistorischen Handelswegen wie die B3. Die üblichere Verbindung am Südende - das allerdings schon zur Römerzeit, wie ein altes Stück Straße in Klais der Via Raetia zeigt - verlief von Mittenwald (aus dem Inntal aus Innsbruck kommend) über Partenkirchen nach Augsburg - heute, teils alte, B 2. München gab es damals noch lange nicht. Mittenwald war zumindest wohl zum Ende der Römerzeit besiedelt. Die Erkenntnisse zum Römerstraßenstück in Klais sprechen von einem noch 500 Jahre älteren keltischen Saumpfad. Auch wenn weiter nördlich am Walchensee eine (für damalige Verhältnisse 'befestigte') Straße über den Kesselberg nach Kochel erst 1492 gebaut wurde, so lange gab es aber einen Saumpfad über den Pass (heute Urfeldsattel). Am weiteren Weg liegen Benediktbeuern und Schäftlarn, Klostergründungen aus dem frühen Mittelalter, und hinter München Freising, auch schon im Frühmittelalter bekannt, die gewiss über das Loisach- und Isartal miteinander Geschäftsbeziehungen hatten. So ist die alte Trasse der B11 auch historisch "tragfähig". Spätestens mit der Gründung Münchens und derer von Landshut Ende 12./Anfang 13. Jhdt. (Freising als deutlich ältere Ansiedelung in der Mitte) muss der Geschäftsverkehr auf dieser Strecke zugenommen haben. Und mit ihm auch weiter das Isartal hinunter - mit einem Abzweig nach Regensburg von Landshut aus. Deggendorf am Ende des Isartals an der Donau gab es da schon.

Die logische Fortsetzung der Straße geht über den Bayerischen und Böhmerwald nach Pilsen, einer der bedeutendsten Städte Böhmens am Handelsweg zwischen Nürnberg und Prag, und Prag daselbst. Das heutige Ende der B11 in Bayerisch Eisenstein dagegen ist erst vergleichsweise neueren Datums - mehr dazu im entsprechenden Abschnitt.

Plan der Tour war, sie in etwa fünf Tagen zu bewältigen. Dazu war eine Bahnanreise nach Mittenwald nötig. Und von Bayerisch Eisenstein sollte es mit der Bahn wieder nach Hause gehen.


Am Ende des Berichts gibt es einen GPS-Track zum Herunterladen und eine Tabelle mit den Etappen.
Und es gibt eine Fotogalerie mit viel mehr Bildern, beschriftet.

Zur ersten Etappe.



Straßenkarte Deutschland 1939




B11 in der Gesamtschau - grün markiert die Hauptorte

B11 Übersicht

Redaktionelle Anmerkungen
In den angegebenen URLs findet man teils zahlreiche weitere Links, zum Beispiel auch mit allen berührten Ortschaften, durch die man sich hindurch klicken kann, und die umfassende touristische Informationen liefern. Darüber hinaus sind nicht zu allen erdenklichen Internet-Quellen Links eingetragen - das würde schlicht zu weit führen. Wir können nur empfehlen, im Internet zur Vorbereitung und auch auf der Tour selbst auf eigene Faust nach Quellen zu suchen.
Die Kartenausschnitte auf den Routenseiten sind der besagten Straßenzustandskarte von 1939 entnommen.
Die Links dienen gleichzeitig als Quellenangabe, außer explizit angeführt.
Die Fotos stammen vom Autor und unterliegen dem Copyright des Autors. Die Fotos dienen der geschichtlichen Dokumentation der Straße und sind nach bestem Wissen anonymisiert. Sollte sich trotzdem jemand in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlen, bittet der Autor um einen freundlichen Hinweis per E-Mail. Das betreffende Foto wird dann unverzüglich entfernt.

Anmerkungen und Anregungen nimmt gerne entgegen: Winfried vom Hofe